Winterharte Kakteen

- gibt es das denn überhaupt?, wird sich der eine oder andere fragen. Die kommen doch aus den warmen tropischen Ländern und Wüstengebieten unserer Erde? Aber das ist ein Irrglaube. Kakteen kommen keineswegs nur aus den warmen tropischen Ländern. Wenn man sich die Verbreitungsgebiete in Amerika näher betrachtet, stellt man schnell fest, dass sie in den Anden bis hinauf auf 4500m Höhe vorkommen, oder in den nordamerikanischen Gebirgszügen bis in europäische Breitengrade. Und natürlich gibt es in solchen Gebieten auch strenge Fröste. Aber warum sind sie dann bei uns nicht heimisch geworden? Ganz einfach: Kakteen sind Sukkulenten, die sich auf das Speichern von Wasserreserven spezialisiert haben. Wer aber europäische Winter kennt, weiß, dass es hier in dieser Jahreszeit ungemütlich nasskalt wird. Und genau das vertragen die Kakteen am allerwenigsten.

Man muss also klar unterscheiden zwischen frosthart und winterhart. Frostharte Kakteen gibt es eine ganze Menge, die südamerikanischen Hochgebirgsarten wie Oroya, Lobivia, Matucana, Oreocereus, Trichocereus oder Tephrocacteen sind in der Lage, niedrige Temperaturen zu verkraften, genauso wie die nordamerikanischen Arten Opuntia oder verschiedene Echinocereen. Aber die meisten vertragen bei Temperaturen unter 10°C keine Feuchtigkeit, weder im Boden, noch als Luftfeuchte. In den Heimatgebieten der Anden zum Beispiel beträgt die Luftfeuchte meist unter 20%. Selbst bei Regenschutz kümmern die meisten Arten in unserem Klima dahin, werden anfällig für Schadpilze und gehen schließlich ein.

Aber unter den frostharten Kakteen gibt es auch einige Arten, die man durchaus als winterhart bezeichnen kann, das heißt, sie sind in mitteleuropäischem Winterklima bedingt überlebensfähig. Bedingt deshalb, weil auch sie in nassen Wintern etwas Regenschutz und eine besonders gute Drainage benötigen. Allen voran wären da zuerst einmal die kriechenden nordamerikanischen Opuntienarten wie O.phaeacantha, O.polyacantha, O.fragilis, O.humifusa; O.hystricina oder O.rhodantha zu nennen. Als sehr winterhart hat sich auch Opuntia (Cylindropuntia) imbracata und Opuntia (Corynopuntia) clavata herausgestellt. Letztere Art wächst zwar unter diesen harten Bedingungen sehr langsam, kommt aber selbst mit strengen Frösten unter -20°C zurecht! Nun fragt man sich, wie machen die wasserhaltigen Kakteen das eigentlich, bei -25 °C nicht einzufrieren. Normalerweise würde bei solche Temperaturen das Wasser in den Pflanzenzellen gefrieren und dabei die Zellwände zerstören. Das passiert auch, wenn Kakteen sich nicht allmählich auf Frost vorbereiten können. Wenn man zum Beispiel einen als winterhart bezeichneten Kaktus, der im Gewächshaus kultiviert wurde, im Herbst ins Freie stellen, wird er sicher erfrieren. Genauso wenig kann man einen mitten im Wachstum stehenden Kaktus schnappen und im Gefrierschrank einem Härtetest unterziehen. Auch das geht hundertprozentig schief. Vielmehr müssen sich Kakteen allmählich auf die kalte Jahreszeit vorbereiten können.

Dies geschieht durch eine Wasserreduktion: Durch die im Herbst fallenden Temperaturen ausgelöst, reduzieren die Pflanzen langsam den Wassergehalt in ihren Zellen. Sie schrumpfen dadurch sichtbar ein, viele auf weniger als die Hälfte ihres ursprünglichen Volumens. Der in den Zellen verbleibende Flüssigkeitsrest ist von schleimig-klebriger Konsistenz und stark mineralstoff/zuckerhaltig, also eine Art natürliches Frostschutzmittel. Mit der Schrumpfung einher geht meistens eine Rotfärbung des Kakteenkörpers.

Forum zu winterharten Kakteen

Hier meine winterharten Kakteen. Alle haben (bis jetzt) Tiefsttemperaturen um -23° C problemlos überstanden.

Echinocereus Opuntia
Echinocereus coccineus Opuntia aurea

Echinocereus coccineus v.cloudcroft

Opuntia engelmanii
Echinocereus coccineus SB128 Opuntia fragilis
Echinocereus dasyacanthus Opuntia humifusa
Echinocereus fasciculatus Opuntia humifusa v.compressa
Echinocereus mojavensis Opuntia phaeacantha
Echinocereus reichenbachii v.baileyi Opuntia phaeacantha v.major
Echinocereus reichenbachii v.purpureus Opuntia polyacantha v.erinacea
Echinocereus triglochidiatus v.inermis Opuntia polyacantha cv.hamburg
Echinocereus triglochidiatus ssp.octacanthus Opuntia polyacantha cv.hamm
Echinocereus triglochidiatus v.subnudus Opuntia polyacantha v.nicholii
Echinocereus viridiflorus v.montanus Opuntia polyacantha v.polyacantha
Escobaria Cylindropuntia
Escobaria dasyacantha v.chaffeyi Cylindropuntia davisii
Escobaria minima Cylindropuntia imbricata
Escobaria missouriensis v.caespitosa Cylindropuntia leptocaulis
Escobaria orcutti v.macraxina Cylindropuntia whipplei
Escobaria organensis Cylindropuntia whipplei cv.würzburg
Escobaria sneedii Cylindropuntia whipplei cv.snowflake
Escobaria sneedii v.leei Grusonia
Escobaria vivipara v.neomexicana Grusonia parishii
Maihuenia
Maihuenia poeppigii
Maihueniopsis
Maihueniopsis darwinii v.hickenii
Mammillaria
Mammillaria heyderi ssp.meiacantha DJF 1449
Mammillaria heyderi ssp.meiacantha RP 89
Fehlschläge / Verluste
Echinocereus berlandieri SB 860 -18°C Coryphantha macromeris v.macromeris -12°C
Echinocereus reichenbachii v.armatus -18°C
Echinocereus nichollii RP73 -14°C
Agave parryi -18°C